Einrichtung und Entwicklung des Geologischen Museums Kamp-Lintfort

 

Das Geologische Museum Kamp-Lintfort wurde, damals noch mit der Bezeichnung "Geologische Sammlung", am 25. März 1987 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Es wurde auf der Grundlage zweier Komponenten eingerichtet: 

An erster Stelle ist die geologische Sammlung des Steinkohlenbergwerkes Friedrich Heinrich zu nennen. Sie wurde durch den Markscheider Ernst Kellermann mit dem Beginn des ersten Abteufens eingerichtet. Was im Bereich aller angelegten Grubenbaue dieser Zeche an geologisch interessanten Gesteinen, Mineralen und Fossilien gefunden wurde, trug zur lückenlosen repräsentativen Erfassung des erdgeschichtlichen Aufbaues in dem erschlossenen Grubenfeld bei. Kellermanns Nachfolger im Amt, Herbert Reichelt und Bernhard Niemöller, bewahrten und ergänzten das von ihm Gesammelte mit dem weiteren Ausbau der Zechenanlage.  

Im Hauptverwaltungsgebäude der selbständigen Zeche fand die Sammlung ihren angemessenen Platz. Mit der Gründung der RAG wurde das Gebäude einer anderen Nutzung zugeführt, und die geologische Sammlung musste mitsamt allen Vitrinen, Schränken und Anschauungsstücken  an anderer Stelle untergebracht werden.  

Ein weiterer Komplex wurde bei der Museumsgründung durch den zeitweiligen Rektor des Städtischen Gymnasiums Hugo Hartfeld mit eingebracht. Er hatte, beginnend in der Studienzeit, Gesteine, Fossilien und Minerale gesammelt, die ihm als Anschauungsstücke für den Schulunterricht wichtig waren. Freunde, Bekannte und Kollegen halfen ihm beim Zusammentragen einer Sammlung, die er auch noch während seiner Zugehörigkeit zur Schulaufsicht privat vergrößerte. Das an verschiedenen Stellen Aufbewahrte ließ sich beim Schulzentrum Moerser Straße schließlich zusammenbringen.  

Bemühungen geologisch und heimatkundlich interessierter Bürger unserer Stadt um die Bewahrung des Sammlungsmaterials und um die Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit hatten Mitte der achtziger Jahre endlich Erfolg. Die Zechensammlung wurde der Stadt Kamp-Lintfort von der Ruhrkohle AG 1986 als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Im Schulzentrum Moerser Straße wurde ein großer Souterrain-Raum für die Aufnahme des Materials, seine Bearbeitung und insbesondere für die Ausstellung einer kennzeichnenden Auswahl her- und eingerichtet. Bernhard Niemöller und Hugo Hartfeld, nunmehr beide im Ruhestand, verpackten die Stücke der Zechensammlung und machten sie transportfähig.  

Nach Durchführung des Umzuges fand in den mitgelieferten Pultvitrinen und Ausstellungsschränken der Zechensammlung, darüber hinaus in etlichen durch die Stadt beschafften modernen Tisch- und Standvitrinen eine Auswahl von Belegstücken aus dem Steinkohlengebirge und aus seinen Deckschichten ihren Platz. Aus dem bereits im Gebäude befindlichen Material wurde die Ausstellung ein wenig ergänzt. 

 

 

Eine angemessene Büroausstattung, einige neue Sammlungsschränke, Regale für das Magazin und Arbeitstische wurden gleichfalls beschafft und sicherten die Arbeitsfähigkeit der neuen Einrichtung.

Das Museum verfügt heute über etwa 14 000 katalogisierte Belegstücke vorwiegend aus  dem Karbon, dem Perm als Deckgebirge des Karbons, aus  dem Tertiär sowie aus dem Quartär mit eiszeitlich geprägten Ablagerungen und den Flussterrassen des Rheins.

Davon im Ausstellungsraum ständig zu sehen sind etwa 950 Stücke. 

Anfang März 1987 trat Manfred Körner seinen auf zwei Jahre befristeten Dienst beim Museum an. Mit Unterstützung des städtischen Schreibdienstes sorgte er für eine frühe Beschriftung der ausgestellten Stücke und Bilder. So konnten sich die ersten Besucher des Museums am 25. März 1987 schon einen Eindruck von der Zielsetzung der Betreuer machen. Bis heute unverändert ist dies, die Geologie Kamp-Lintforts anhand von Fundstücken auf und unter seinem Stadtgebiet zu verdeutlichen. Bilder und Erläuterungstafeln und -modelle dienen der Unterstützung dieser Absicht.  

In der Folgezeit wurden weitere Erläuterungstafeln angefertigt, erste Werkzeuge und Geräte für eine genaue Bestimmung von Fundstücken beschafft und deren  Erfassung in Listen begonnen, soweit dies nicht schon, wie bei der Zechensammlung, erfolgt war. Gleichfalls wurde angefangen, den nicht ausgestellten Sammlungsbestand zu kennzeichnen, mit Etiketten zu versehen und in Schränke einzuordnen.

 

Frau Anna Weyhoven übereignete dem Museum zu dieser Zeit ihre umfangreiche Privatsammlung  . Das vorwiegend am Niederrhein gesammelte Material umfasst insbesondere Geschiebe skandinavischer Herkunft aus der Zeit der größten Inlandvereisung. Den fast vollständig nummerierten und aufgelisteten Bestand schafften Manfred Körner und Hugo Hartfeld in mehreren Wagenfahrten von Wesel nach Kamp-Lintfort.  

Ende 1988 nahm Hans Barth mit einigen Wochenstunden seine Mitarbeit im Museum auf. Diese wurde erweitert, als Manfred Körner Ende Februar 1989 ausschied. Hans Barth brachte langjährige Erfahrung in der Sammlungsbetreuung an Schulen, die Kenntnis von Verwaltungsabläufen und eine große Einsatzfreude für die Belange des Museums mit ein.  

Inzwischen gab es auch Kontakte zum Rheinischen Museumsamt in Brauweiler. Zwei Mitarbeiter dieses Amtes schlossen ihren Besuch vom 11.1.89 mit einer positiven Begutachtung ab und empfahlen, die Bezeichnung "Geologische Sammlung" durch den Namen "Geologisches Museum" zu ersetzen. Feste Öffnungszeiten wurden eingeführt. Ein Plakat nach Entwurf des Graphikers Helmuth G. Vogel und ein farbiges Faltblatt informieren über das Museum.

Nach und nach wurden weniger geeignete Pultvitrinen und Schauschränke in der Ausstellung durch moderne Tisch- und Schrankvitrinen ersetzt. Sie dienen aber immer noch im Arbeitsbereich zur Aufbewahrung spezieller Sammlungsbestandteile. 

Die Präsentation im Schauraum ist durch Stellwände für Erläuterungstafeln und spezielle Einzelvitrinen weiter verbessert worden. Postamente für große Schaustücke fertigte der Hausmeister des Schulzentrums an, so für einige Driftblöcke, für ein Beckenteil eines Mammuts und für einige Besonderheiten aus der Förderung der Zeche. Unter diesen finden sich ein Stück des einzigartigen Naturkokses mit verbundenem Vulkangestein. Der verfügbare Raum ist dadurch voll ausgeschöpft. So könnten zusätzlich zur Verfügung stehende Stücke nun kaum noch ausgestellt werden. Dies gilt nicht zuletzt für Material, das beim Abteufen des Schachtes Rossenray gesammelt wurde. Alles ist jedoch sicher untergebracht, wofür das Kulturamt der Stadt gesorgt hat. Wie vieles aus der Sammlung Friedrich Heinrich dürfte auch dieses Material weiterhin von wesentlichem wissenschaftlichem Interesse sein.

 

Im Jahr 1994 gab der Verein Niederrhein, Ortsgruppe Kamp-Lintfort, das von Niemöller und Hartfeld unter  tatkräftiger Hilfe von Herrn Barth gestaltete Buch  ,,300 Millionen Jahre unter uns" heraus. Es ist für die Vorbereitung und die Ergänzung des Museumsbesuches konzipiert worden.

Hartfeld      Barth     Althoff            

  Dr. Harryers

 

 

 

 

Herr Hans Barth arbeitet auch im Ruhestand seit 1993 ehrenamtlich im Museum mit, ebenso seit 1996 Herr Siegfried Althoff und seit 2005 Herr Dr. Harryers. 

Die Stadtverwaltung war einige Jahre durch Herrn Michael Bechert vertreten. Herr Bechert war schon einmal, und zwar ganz am Anfang, für die Einrichtung des Museums zuständig. Er ist in eine Arbeit eingestiegen, die merklich über die Abwicklung des anfallenden Schriftverkehrs, über Beschaffungen und dergleichen hinausging. Seit dem Frühjahr 1996 wurden schrittweise alle Sammlungsstücke maschinenlesbar erfasst und katalogisiert. Beim Aufbau der Sammlung sind öfters gleichartige oder innerhalb thematischer Serien wichtige Stücke getrennt eingeordnet worden. Geeignete Suchprogramme können nun laufende Arbeiten erheblich vereinfachen. Das sind z.B. Vergleiche bei Bestimmungen oder Zusammenstellung von kleineren Sonderausstellungen im und außerhalb des Museums. Entsprechend lässt sich das Arbeiten mit der Museumsbücherei und der nach eigenen Aufnahmen erstellten Dia-Sammlung optimieren.

Die vorrangige Tätigkeit des Museums wird weiterhin den Besuchern gelten. Den größten Teil von diesen bilden Schülerinnen und Schüler aus dem Schulzentrum. Hierbei geht es durchweg um kurze Erläuterungen zu Einzelheiten des Ausgestellten, oft auch um Funde dieser Besucher, die zu bestimmen sind. Erwachsenen Gästen muss in der Regel wesentlich mehr Zeit und größere Intensität bei Erläuterungen gewidmet werden.  

Besuchergruppen von Erwachsenen und Schulklassen interessieren sich in der Regel für die allgemeine geologische Situation des hiesigen Raumes und die Entstehung der Steinkohle . Für andere Themen, wie etwa Fragen zur Evolution, bieten die Sammlungsbestände eine Menge von Anschauungsmaterial, das nicht ständig ausgestellt ist. So kann manches für den Schulunterricht in den Fächern Erdkunde und Biologie, aber auch Chemie, aktiviert werden, insbesondere auch für Leistungskurse der gymnasialen Oberstufe. Es konnten auch Studenten der Geologie und Studierenden der Präparatorenschule in Bochum konkrete Hilfen für ihre Arbeit geboten werden. Derzeit  (Jahr 2013 ff) stützen wir  die Doktorarbeit "Arthropodenreste in kutikularer Erhaltung aus dem Oberkarbon" des Geologen O.Gosny. 

Neben der Gestaltung von kleineren Einzelausstellungen in Vitrinen mit spezieller Thematik im Museum und an anderen Stellen ist die Arbeit des Museums in Exkursionen noch auf andere Weise nach außen getragen worden. Mit einzelnen Schulklassen wurden Kiesgruben besucht, das geförderte Grobkiesmaterial bestimmt und an die gewonnene Anschauung die weiterführende Erklärung angeschlossen.  

Ständig gepflegte Sondervitrinen außerhalb der Museumsräume befinden sich derzeit  im Foyer des Rathauses und in der  Ausflugsgaststätte "Oermter Berg".

Alle Möglichkeiten, die das Geologische Museum Kamp-Lintfort anbieten kann, dürften noch besser in Anspruch genommen werden. Die am konkreten Material gewonnene Anschauung kann nicht ersetzt werden durch die beste Beschreibung und Illustration in Büchern und ebenso wenig durch derzeit sich ausweitende "virtuelle" Methoden.  

 

Um auch den einzelnen jungen Besucher an das unmittelbare Begreifen heranzuführen, veranstalteten wir - das Museum - einige Frage- und Suchspiele mit Preisverleihung. Diese fanden statt: 1989,1990,1992, 1995 und 1996.

1993 wurde ein Malwettbewerb für Schulkinder durchgeführt. 

Weitere Einzelmaßnahmen waren:

Etwa 100  Sonderaustellungen des Museums seit 1987 in eigenen und fremden Räumen,  

etwa 10 geologische Exkursionen mit Lehrern, Schulklassen, Mitgliedern des NABU, Arbeitskreisen, sonstig interessierten Kreisen,

etwa 1 Dutzend Vorträge über vorwiegend Themenkreise mit örtlichem Bezug:

            Auswirkungen des Inlandeises,

            Vulkanismus im Rheinland,

            Entstehung der Kohlenlagerstätten.

Vitrinen mit ausgesuchten Ausstellungsstücken beispielsweise im Rathausfoyer der Stadt und in Gymnasien der Nachbarstädte.

 

Entwicklung der Anzahl der Besucher pro Jahr:  (siehe auch Statistik)

Jahr                 Anzahl der Besucher              Führungen                  Exkursionen                Vorträge

1987                            392                                          -                                   -                                   -          

1990                            2 614                                       38                                1                                  4         

1995                            5 125                                       72                                1                                  -          

2000                            3 619                                       59                                 1

2005                            2 435                                       69                                  -

2010 vorläufig             2 287                                        14                                 -                                 2

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